Die Entstehung eines Ladenlokals aus Kundensicht, von Dr. Rolf Klein, Inhaber Weinstudio Pfalz
Es gibt Sätze, die hört man immer wieder mit Freude. Nicht unbedingt die unvermeidliche Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin, eher zum Beispiel „Ich liebe Dich.“ Oder in unserem Falle: „Schä geworre!“ Das ist nicht die Pfälzer Variante des Revolutionärs Che Guevara, sondern heißt: Schön geworden! Diesen Satz äußern täglich Kunden, die unser „Weinstudio Pfalz“ in der Speyerer Innenstadt betreten.
Man muss wissen: Lange Monate mussten die Leute mit dem Anblick des eingerüsteten, mit einem Bauzaun bewehrten ehemaligen Gesundheitsamts neben dem Polizeipräsidium Vorlieb nehmen. Mit einer gewissen Spannung haben daher die Einheimischen auf den Moment gewartet, in dem das „Tor zur Pfalz“ (so heißt das Ensemble aus Hotel, Kulinarium und Weinladen) die Pforten aufmachte.
Mindestens ebenso lange haben wir darauf gewartet. Schön sollte er werden, unser Laden. So wie wir das auf einem Messestand der Firma Knoeppel gesehen hatten: dunkles Holz, Weinregale mit verschiebbaren Flaschenträgern, an denen man auch Expertisen befestigen konnte. Das wirkte auf uns stilecht und gemütlich, passend eben für eine Weinhandlung, in der auch häufig geführte Verkostungen stattfinden sollten: Die Kunden sollen im Laden gerne verweilen, denn Weinkauf will Beratung, Probieren und Gespräche. Dazu braucht man eine Atmosphäre, in der sich die Leute wohlfühlen.
Wenn nun die Kunden auch Wochen nach der Eröffnung immer wieder (ungefragt) den schönen Laden loben, freuen wir uns darüber, dass wir mit den Knoeppels ins Schwarze getroffen haben. Aber nicht nur die schön gewordene Ladeneinrichtung erfreut uns, die wir ja fast täglich drin stehen. Auch die Ladenwerdung war für uns ein befriedigendes Erlebnis. Denn Knoeppel macht alles aus einer Hand. Das ist nicht nur solides Handwerk, das sich an vielen Details zeigt wie den ungemein praktischen Schubladen unten an den Regalen für unsere Weinvorräte, lautlos gleitend und gedämpft. Es ist auch das Know-how, mit der unsere ziemlich vagen Vorstellungen konkretisiert und ergänzt wurden. Zum Beispiel die komplette Planung der Akustik-Deckensegel und Beleuchtung. Dass der Geschäftsführer Herr Neumann ein paar Wochen, bevor es ernst wurde, den Laden in Augenschein nahm und alle Maße kontrollierte, ließ es uns sicher erscheinen, dass alles passen würde (so war es dann auch).
Vorbildlich war die rasche Umsetzung von Wünschen und Planungsänderungen. Als der Mann von der Lebensmittelkontrolle zwei gute Wochen vor der Eröffnung meinte, dass wir unbedingt zusätzlich zur geplanten Spüle mit Spülmaschine für die Gläser noch ein separates Handwaschbecken benötigten, wurde innerhalb nur eines Tages das Möbel nicht nur entsprechend umgeplant (samt anschaulicher Computerzeichnung), sondern auch dafür gesorgt, dass noch am Abend die schriftliche Genehmigung des Amtsträgers vorlag. Das hat einen erheblichen Beruhigungs-Effekt auf jemandem, der kurz vor der Eröffnung seines Ladens steht, in dem gerade erst der Fußboden verlegt worden ist.
Wer mit Handwerkern zu tun hat weiß: Wenn man sie am dringendsten braucht, sind sie unauffindbar. Das sorgte auch bei der Abstimmung zwischen Knoeppel und den immer noch im Haus tätigen Handwerksunternehmen für das Quäntchen Spannung, ohne das wohl kein Projekt abgewickelt werden kann. Sein Handy sei kaputt gewesen, ließ uns der Klempner gemütvoll wissen, als wir ihn wenige Tage vor dem Anrücken der Ladenbauer endlich persönlich vor Ort abfangen konnten. Es hat dann doch noch geklappt, obwohl an einer Wand schnell noch ein Wasserhahn gesetzt werden musste, der eigentlich dort nicht vorgesehen war. Heute steht dort unser Rotweinregal, und nur, wer genau hinsieht, erkennt die Stelle, wo der Hahn sitzt.
Was uns am meisten beeindruckt hat: In nur drei Tagen war der Laden fertig. Dafür sorgte eine Gruppe Knoeppel-Experten, die am Montagmorgen mit LKW, Sack und Pack anrückten und mit Ruhe und Bedachtsamkeit im Handumdrehen aus einem leeren Raum eine gemütliche Weinhandlung machten. Hätte sich der Klempner rechtzeitig eingefunden, wären die Jungs schon am Mittag des dritten Tages fertig gewesen. Eine bewundernswerte logistische Leistung, für die wir uns heute noch gratulieren (denn theoretisch hätten wir die Möbel auch selbst montieren und dadurch ein bisschen Geld sparen können, nur wären wir dann jetzt keine stolzen Ladenbesitzer, sondern in Anbetracht des Termindrucks wahrscheinlich Insassen einer Gummizelle).
Der vierte Tag diente der letzten Weinbeschaffung, am fünften räumten wir die Regale ein. Am sechsten Tag feierten wir Eröffnung. Am siebten Tag ruhten wir nicht aus, sondern hatten einen verkaufsoffenen Sonntag. Zwei turbulente Tage mit erfreulich hohem Andrang im Laden, bei denen wir zum ersten Mal aus Kundenmund unseren Lieblingssatz hörten: „Schä geworre!“ Eng wurde es, als sich die benutzen Probiergläser an der Spülmaschine drängten und wir kaum mit dem Spülen nachkamen. Wie gerufen standen plötzlich unsere Planerin Frau Thust von der Firma Knoeppel mitsamt einigen Getreuen vor uns: Sie waren den weiten Weg nach Speyer gekommen, um einmal zu sehen, wie alles geworden sei. Wie die Knoeppels halt so sind, legten die Leute gleich tatkräftig Hand an und besorgten sich frische Handtücher, um schnell die Gläser abzuwaschen. Zumindest in unserem Falle geht das Engagement dieser Firma weit über die im Auftrag aufgezählten Positionen hinaus; uns ist kein Geschäft bekannt, in dem die Architekten und Ladenbauer Geschirr abgewaschen hätten. Wer mit denen seinen Laden baut und plant, vermeidet, was der Pfälzer „Uffreschung“ nennt. Gut, dass es ein großes deutsches Telekommunikationsunternehmen gibt. Das sorgte dann nämlich doch noch für den notwendigen Stress. Immerhin: Nach fünf Ausweichterminen, einem unnützen und einem kurzfristig abgesagten Monteursbesuch funktionierte fünf Wochen nach Eröffnung sogar unser Telefon, sodass wir jetzt auch Anrufern versichern können: „Schä geworre!“
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